Sensibles Erbe – wie pflegt man Streuobstwiesen? (2.3.24)

Rubrik:

Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V.

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Eine Streuobstwiese (Bild: Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V.)

Eine Streuobstwiese (Bild: Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar e.V.)

Streuobstwiesen sind kein natürlicher Lebensraum, sondern eine von unseren Vorfahren geschaffene Kulturlandschaft der Mittelgebirge und Hügellandschaften wie Odenwald und Kraichgau. Ohne Pflege der Flächen und der Bäume gingen sie verloren. Heute steht nicht mehr deren Nutzwert im Vordergrund, sondern ihre Rolle als Erholungsraum und für die Artenvielfalt  macht sie so erhaltenswert. 

Streuobstwiesen sind nämlich viel mehr als Apfelbäume und Gras – sie stecken voller Leben. Mit rund 5.000 Pflanzen- und Tierarten gehören sie zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas, aber leider auch zu den meistbedrohten. Bei den noch vorhandenen Beständen an Streuobstwiesen liegt Baden-Württemberg bundesweit ganz vorne. Hier kann man noch Wiedehopf und Steinkauz, Gartenschläfer und Haselmaus, zahlreiche Schmetterlinge und mehrere Fledermausarten erleben. 

Aber wie erhält man diesen Lebensraum? Manchen ist nicht bewusst, dass ein Mindestmaß an Pflege sein muss. Bei Neupflanzungen wählt man am besten robuste Hochstammsorten aus der Region. Jungbäume brauchen einen Verbissschutz und eine vegetationsfreie Baumscheibe. Zumindest in den ersten Standjahren müssen sie fachgerecht geschnitten und bei anhaltender Trockenheit unbedingt bewässert werden. 

Die Bäume sind das Eine, aber auch um die Wiese, auf der sie stehen, muss man sich kümmern, sonst verbuscht sie innerhalb weniger Jahre. Doch Achtung: Es ist Zurückhaltung angebracht, soll es auf der Streuobstwiese bunt blühen, brummen und zwitschern. Wer eine Art Zierrasen anstrebt, dafür regelmäßig mit dem Aufsitzrasenmäher anrückt und womöglich noch mulcht, verhindert Artenreichtum. Die meisten Pflanzenarten verbreiten sich über Samen, und die müssen sie bilden können. Werden sie zu früh oder zu häufig abgemäht, gibt es weder bunte Blüten noch Samen – und auch keine Insekten, die von ihnen leben. Optimal ist eine jährlich ein- bis zweimalige Mahd nach dem Abblühen der Wiesenkräuter mit Entfernung des Mähgutes. 

Außerdem gedeiht die größte Pflanzenvielfalt auf nährstoffarmen Böden. Belässt man das Schnittgut als Mulchmaterial auf der Wiese, gelangen die Nährstoffe in den Boden zurück. Meist sind die Flächen aber eher zu nährstoffreich. Da gedeihen auch die schönsten Samenmischungen auf Dauer nicht – auf richtig gepflegten Wiesen stellen sie sich dagegen von selbst ein. 

Besonders wertvoll sind Streuobstwiesen, wenn sie aus Bäumen aller Altersstufen bis hin zu abgestorbenen mit zahlreichen Höhlen darin bestehen. Wer Altgrasstreifen über den Winter stehen lässt, Nistkästen aufhängt und den ein oder anderen Reisig- und Lesesteinhaufen anlegt, leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt. 

Die Erhaltung der Kulturlandschaft und wertvoller Naturlebensräume ist die Kernaufgabe der Landschaftserhaltungsverbände. Infos und ein Video zum fachgerechten Pflanzen eines Obstbaumes finden Sie unter www.lev-rhein-neckar.de. Fragen zum Thema Streuobst beantwortet auch Andrea Schemel, Fachberaterin für Obst- und Gartenbau beim Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des RNK. Schnitt- und Pflegekurse werden zum Beispiel von Obst- und Gartenbauvereinen oder Naturschutzgruppen angeboten.