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Rückblick auf den "Tag des Waldes 2015" unter dem Motto "Lichter Wald schafft Artenvielfalt" (15.9.15)

Rubrik:

Tag des Waldes

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Sport- und Kulturamt

Ort:

Grillhütte Oftersheim

Bild 1 Tag des Waldes 2015

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Bild 2 Tag des Waldes 2015

Bild 2 Tag des Waldes 2015

Bild 3 Tag des Waldes 2015

Bild 3 Tag des Waldes 2015

Bild 4 Tag des Waldes 2015

Bild 4 Tag des Waldes 2015

Bild 5 Tag des Waldes 2015

Bild 5 Tag des Waldes 2015

Bild 6 Tag des Waldes 2015

Bild 6 Tag des Waldes 2015

Bild 7 Tag des Waldes 2015

Bild 7 Tag des Waldes 2015

Bild 8 Tag des Waldes 2015

Bild 8 Tag des Waldes 2015

Bild 9 Tag des Waldes 2015

Bild 9 Tag des Waldes 2015

Leider zeigte sich das Wetter am vergangenen Sonntag, 13.09.2015, zum „Tag des Waldes 2015“ nicht gerade von seiner besten Seite. Davon ließen sich aber dennoch viele Oftersheimer und auswärtige Besucher nicht beeindrucken, die sich trotz geschlossener Wolkendecke und gelegentlichem Nieselregen die Gelegenheit nicht entgehen ließen, vielfältige Informationen über den Wald zu erhalten und ein ansprechendes Rahmenprogramm zu genießen. Dass dabei natürlich auch an die kulinarischen Bedürfnisse gedacht wurde, ist selbstverständlich.

Den Anfang des Programms machte schon traditionell der ökumenische Gottesdienst den Pfarrerin Esther Kraus mit einer beeindruckenden Liturgie eröffnete. Den Bogen zum Thema des „Tag des Waldes 2015“ spannte anschließend Pfarrer Friedbert Böser mit seiner Aussage: “Die Schöpfung zu bewahren, ist Gottes Auftrag an uns alle. Ein wichtiger Teil dieser Aufgabe ist Artenvielfalt“. Tiefes Bedauern sprach jedoch aus seiner Stimme, als er sich dem Thema „Krieg und Vertreibung“ zuwandte und es als Katastrophe bezeichnete, dass die Religion immer wieder als Grund hierfür angeführt werde. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom evangelischen Posaunenchor und den Kirchenchören beider Konfessionen. Abschließend richtete Pfarrerin Esther Kraus die Bitte an die Anwesenden, sich an einer Kollekte zu beteiligen, die zur Finanzierung von Dolmetschern für die Asylanten und Flüchtlinge gedacht ist. Ohne Dolmetscher, die derzeit ausschließlich aus Spenden finanziert würden, sei eine Integration nicht möglich. Den endgültigen Schlusspunkt unter den Gottesdienst setzte der Posaunenchor mit dem Lied: „Oh happy Day“.

Gleich danach erschallten die Jagdhörner des Jagdhornbläserkreises „Hubertus“ Heidelberg, die mit ihren Klängen ihr musikalisches Können unter Beweis stellten und augenblicklich eine besondere Stimmung verbreiteten. Die Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste übernahm im Anschluss daran Vereinskartellvorsitzender Wilhelm Schel, der darüber hinaus allen am Gelingen dieses „Tages des Waldes“ Beteiligten seinen Dank für dieses Engagement aussprach. Anschließend erinnerte sich Bürgermeister Jens Geiß an den ersten „Tag des Waldes“ in den siebziger Jahren. Damals habe es in Oftersheim die erste Grillhütte weit und breit gegeben. Oftersheim sei in dieser Beziehung Vorreiter gewesen.

Auch er ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls die zahlreichen Ehrengäste aus Gesellschaft und Politik zu begrüßen, besonders natürlich Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein, die er schon zum festen Bestandteil des „Tages des Waldes“ in Oftersheim zählte.

Zum Thema: „Lichter Wald schafft Artenvielfalt“ betonte er die Einzigartigkeit der Oftersheimer Dünen, der Feldherrnhügel sei die höchste Düne im ganzen Land und bei ihm handele es sich um ein Überbleibsel der Eiszeit. Die ganze Umgebung sei für ihren Sandboden bekannt und in Kombination mit dem Waldboden Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Bevor er die Regie der Veranstaltung an Forstdirektor Sebastian Eick für dessen Vortrag weiterreichte, sprach er seinen Dank an alle Mitwirkenden, für das Gelingen dieses „Tages des Waldes“ aus, nicht ohne auf das breite Angebot an Speisen und Getränken hinzuweisen, das von den beteiligten Vereinen angeboten werde.

Fundiertes Fachwissen zum Thema „Wald“ trug Forstdirektor Sebastian Eick in seinem Vortrag zum Thema „Lichter Wald schafft Artenvielfalt“ vor. Zu Beginn stellte er die Frage „Was ist eigentlich ein lichter Wald?“. Von Natur aus seien unsere Wälder in Mitteleuropa nicht licht sondern eher dunkel. Die Buche wäre fast überall die vorherrschende Baumart. Sie sei eine sogenannte Schattenbaumart; jungen Buchen genüge schon wenig Licht am Waldboden, um zu keimen und zu wachsen. Im Schwarzwald – schon der Name weise darauf hin – komme natürlich die Tanne dazu – auch sie eine Schattenbaumart. Wir würden unsere heimischen, von der Buche geprägten Wälder lieben, mit ihrem angenehm schattigen Innenklima. An besonderen Standorten kämen von Natur aus aber ganz andere, lichtere Wälder vor, die von anderen Baumarten geprägt seien. Man denke zum Beispiel an felsige Hänge und Blockhalden in den Bergen, also auf besonders armen und trockenen Böden. Hier könnten oft nur einzelne Lichtbaumarten wie Eichen oder Kiefern wachsen. Oder man denke an Wälder auf besonders nassen Standorten wie am Rand von Moore, wo noch vereinzelte Fichten wachsen könnten. Auch an der natürlichen Waldgrenze im Hochgebirge gehe der geschlossene, dunkle Wald in einen lichten Wald über.

Es gebe aber auch lichte Wälder, die historisch vom Menschen geschaffen wurden. Zu nennen seien hier die ehemaligen, vorwiegend der Brennholzproduktion dienenden Nieder- oder Mittelwälder und die für die Gewinnung von Gerbrinde angelegten Eichenschälwälder, die es noch an der Bergstraße und im Odenwald gebe. Meist seien aber früher die Wälder durch die Beweidung mit Kühen, Schafen und Ziegen licht gewesen. Der Begriff „lichter Wald“ sei nicht eindeutig definiert. Als „licht“ bezeichne man in unseren mitteleuropäischen Verhältnissen einen Wald mit einer Waldbedeckung von 30 bis 70%. Dabei könnten auf der betrachteten Fläche durchaus sehr lichte und offene Stellen und dichte Stellen eng in einer mosaikartigen Struktur nebeneinander liegen. In lichten Wäldern dominierten Baumarten wie Kiefer und Eiche, die Schattenbaumarten Buche, Tanne und Hainbuche würden dagegen stark zurücktreten. Es gebe viele Arten – seien es krautige Pflanzen am Boden, Sträucher, Insekten, Reptilien, Vögel – die von dem kleinflächigen Wechsel von Licht und Schatten, offenem und dicht bewachsenem Boden, weiter Sicht und Deckung im lichten Wald profitierten. Vielen dieser Arten sei unser geschlossener Wald zu dunkel.

In den lichten Wäldern hätten sich also Lebensgemeinschaften gebildet, die nur hier überleben könnten – dies gelte nicht nur für die von Natur aus lichten Wälder, sondern auch für die durch die historische Nutzung durch den Menschen geschaffenen lichten Wälder. Die Artenvielfalt – oder in der Fachsprache die Biodiversität – in unseren Wäldern sei dort am höchsten, wo neben den vorherrschenden geschlossenen Waldbereichen auch lichte Waldpartien vorkämen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg habe ermittelt, dass durch die Waldbiotopkartierung in Baden-Württemberg etwa 19.000 ha lichte Waldgesellschaften und historisch lichte Waldstrukturen vorkämen. Dies sei lediglich 1 bis 2% unserer Waldfläche. Lichte Wälder kämen in Baden-Württemberg also nur noch an wenigen Stellen und meist kleinflächig vor. Gemessen an den vorkommenden armen, trockenen oder nassen Waldstandorten liege das Potential an Baden-Württemberg für lichte Wälder aber bei 7 bis 8% der Waldfläche bzw. ca. 100.000 ha.

Das Land Baden-Württemberg habe unter der wissenschaftlichen Leitung der Forstlichen Versuchsanstalt Ende letzten Jahres eine „Gesamtkonzeption Waldnaturschutz“ mit 10 Zielen entwickelt, die im Staatswald umgesetzt werden sollen. Bei 3 dieser 10 Ziele gehe es um die Erhaltung lichter Waldbiotope und historischer Waldnutzungsformen sowie um die Förderung von Lichtbaumarten wie Eiche und Kiefer. Ziel der Gesamtkonzeption Waldnaturschutz sei, eine Konzeption für lichte Wälder für Baden-Württemberg zu erstellen und gleichzeitig bekannte lichte Waldstrukturen zu erhalten und zu fördern. Ein wichtiges Beispiel für die Umsetzung dieses Zieles sei die „Schwetzinger Hardt“ die im November 2013 als Regionales Waldschutzgebiet und Erholungswald unter besonderen Schutz gestellt worden sei. Auf den nacheiszeitlichen Dünen der „Schwetzinger Hardt“ sollen seltene und gefährdete Artengemeinschaften lichter Kiefernwälder erhalten und entwickelt werden. Die Kiefernwaldgesellschaften der „Schwetzinger Hardt“ seien Zeugnisse historischer Waldnutzung wie Waldweide, Waldfeldanbau, Streunutzung und Kahlschlagwirtschaft. Gefährdet seien diese Lebensgemeinschaften durch eingewanderte Pflanzen, sogenannte Neophyten wie Spätblühende Traubenkirsche und Kermesbeere.

Auch das Bundesamt für Naturschutz  habe die nordbadischen Hardtwälder zusammen mit den Rheinauen zu „Hotspots der Biodiversität“ erklärt. Der Naturschutzbund NABU setze im Rahmen dieses Bundesförderprogramms an verschiedenen Stellen Maßnahmen zur Erhaltung und Schaffung lichter bis offener Strukturen um, so auch auf den Oftersheimer Dünen und in Zusammenarbeit mit dem Kreisforstamt im Staatswald Schwetzinger Hardt. Die Einladung, die Ausstellung zum diesjährigen Motto im Forstzelt zu besuchen, die zusammen mit den Kollegen von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg zusammengestellt wurde, sowie zur Teilnahme an einer der geführten Exkursionen zum Thema, beendeten die Ausführungen von Forstdirektor Sebastian Eick, nicht ohne zuvor den Mitwirkenden und Helfern herzlich zu danken.

Ausgestattet mit diesem Sachwissen nahm anschließend eine stattliche Anzahl an Besuchern trotz Nieselregen die Gelegenheit wahr, ihre frisch erworbenen Kenntnisse in Sachen „Wald“ bei einer der angebotenen Exkursionen zu Fuß und mit dem Fahrrad, die von Forstdirektor Sebastian Eick, Herrn Dr. Mattias Rupp von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg sowie von Revierleiter Achim Freund angeboten wurden.

Als ranghöchster Referent und Ehrengast eröffnete der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, den zweiten offiziellen Teil des 32. "Tag des Waldes" am Nachmittag. Nach einer kurzen Stippvisite auf die Düne und dem Eintrag in das Goldene Buch der Gemeinde, ging der Minister auf Grundzüge seiner Politik ein. So sei es endlich an der Zeit, angesichts des Klimawandels und dem fortschreitenden Emissionsanstieg, mit aktiver und nachhaltiger Naturschutzpolitik dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Im Nachgang richtete der Erste Landesbeamte Joachim Bauer seine Worte an das Publikum, wobei er das Konzept "Lichte Wälder" als sehr wichtig einstufte und die Notwendigkeit betonte, dass bei solchen Veranstaltungen, wie dem Tag des Waldes, auf dieses Konzept hingewiesen würde. Sein Dank an den Landesvorsitzenden des NABU, Herrn Dr. Baumann, der das Thema vorangebracht habe, beendete seine Ausführungen.

Aber nicht nur der offizielle Teil des „Tages des Waldes“ mit seinen umfassenden Informationsmöglichkeiten sorgte für Begeisterung unter den Besuchern. Das Rahmenprogramm konnte sich ebenso sehen lassen. So erwartete die jüngeren Besucher auf der Düne oberhalb der Grillhütte wieder ein Niedrigseilgarten des Waldpädagogen Mirko Klein aus Mannheim, der nicht nur Spaß machte, sondern auch Gleichgewicht und Selbstvertrauen stärkte und vorwiegend von jungen Kletterkünstlern bevölkert war. Ebenso von großem Interesse waren das Info-Zelt des Kreisforstamtes der Bastel- und Maltisch des Förderkreises Wildgehege, der für die interessierten Kinder von großer Anziehungskraft war. Die Auswahl der Bilder für die Siegerprämierung fiel hier nicht gerade leicht.

Die akustische Unterhaltung lag wieder in den Händen des Musikvereins und den Musikfreunden 1922, die gekonnt den „Tag des Waldes“ musikalisch untermalten. Für die Optik hatten die Böhmerwälder wieder etwas zu bieten, die in ihren Trachten schön anzusehende Volkstänze darboten. Regelrechtes Kunsthandwerk mit der Kettensäge und dem Winkelschleifer zeigte auch in diesem Jahr wieder Daniel Halter aus Neckargemünd, der im Laufe des Tages einen grob zugeschnittenen Baumstamm in den Oftersheimer Ofteri verwandelte. Es war wieder erstaunlich zuzusehen, wie mit Hilfe relativ grober Werkzeuge ein filigranes Kunstwerk entstehen kann.

Als Schlussbemerkung kann gesagt werden, dass auch in diesem Jahr der „Tag des Waldes“ trotz wetterbedingter Widrigkeiten wieder eine besondere Veranstaltung von hohem informativen und Unterhaltungswert war. Hierfür nochmals allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön.

 

Kurzfilm zur Veranstaltung (morgenweb.de)