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Artenvielfalt von Insekten im Offenland alarmierend niedrig (25.11.20)

Rubrik:

Die Landesanstalt für Umwelt informiert

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Landesanstalt für Umwelt LUBW logo

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Erste Auswertungen des im Jahr 2018 gestarteten landesweiten Insektenmonitorings durch die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg belegen, dass Naturschutzgebiete deutlich mehr Arten von Tagfaltern und Heuschrecken beherbergen als Offenland mit landwirtschaftlicher Nutzung. Mit im Durchschnitt knapp 30 Arten finden sich rund ein Drittel mehr Tagfalter und Heuschreckenarten in Naturschutzgebieten als in Gebieten mit einem hohen Anteil an Grünland (20 Arten) oder Ackerflächen (17,5 Arten).

„Bei den Tagfaltern liegen die durchschnittlichen Artenzahlen in den Grünland- und Ackerprobeflächen sehr nah beieinander, was leider auf eine generell schlechte ökologische Grünlandqualität schließen lässt“, äußerst sich Eva Bell, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Wiesen und Weiden sind gewöhnlich ein wesentlich besseres Schmetterlingshabitat als Ackerland.

Dreiviertel der in Baden-Württemberg repräsentativ ausgewählten 191 Probeflächen sind bereits kartiert, ein Viertel steht noch aus. Die Untersuchungen für das Offenland finden gezielt auf Probeflächen statt, die das typische, traditionell genutzte Offenland Baden-Württembergs mit Grünland und Ackerflächen widerspiegeln. Zum Vergleich werden angrenzende Naturschutzgebiete mituntersucht.

Knapp die Hälfte der Landesfläche weist eine geringe Insektenvielfalt auf

Das Ausmaß der Botschaft wird noch deutlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Naturschutzgebiete lediglich 2,4 Prozent der Landesfläche einnehmen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche macht rund 45 Prozent der Landesfläche aus. 14,6 Prozent sind Siedlungsflächen und 38 Prozent Wald.

„Insekten stellen mit rund 70 Prozent aller Tierarten den Großteil der weltweiten Biodiversität. Die Insektenbestäubung ist wertvolle Grundlage für unsere Ökosysteme und den Agrarsektor“, erläutert Eva Bell die große Bedeutung der kleinen Lebewesen.

Baden-Württemberg ist bisher das einzige Bundesland, in dem der Bestand der Insekten systematisch und so umfassend erfasst wird. Auf nationaler Ebene befindet sich ein Insektenmonitoring derzeit in Planung.

Biomasse flugaktiver Insekten bei knapp 4 Gramm pro Tag

Ein weiteres interessantes Ergebnis liefert die Biomasse flugaktiver Insekten, die ebenfalls im Rahmen des Insektenmonitorings festgehalten wird. Diese betrug nach Messungen in den Jahren 2019 und 2020 im Mittel knapp 4 Gramm pro Tag. Für Baden-Württemberg sind keine Grundlagendaten vorhanden, anhand derer eine verlässliche Einordnung dieses Werts derzeit möglich ist. In der sogenannten Krefeldstudie publizierte Biomassen lagen jedoch noch vor wenigen Jahrzehnten deutlich höher. Der Biomasse-Wert von 4 Gramm pro Tag liefert somit erstmals für das Land einen Ausgangspunkt zur Trendermittlung bei der Fortführung des Insektenmonitorings.

 

Hintergrundinformation

Im Rahmen des im Jahre 2017 von der Landesregierung beschlossenen „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ wurden Gelder für das landesweite Insektenmonitoring bereitgestellt und die LUBW mit der Aufgabe beauftragt. Seit dem Frühjahr 2018 erfassen landesweit im Auftrag der LUBW Expertinnen und Experten den Insektenbestand auf insgesamt 191 Flächen im Land für repräsentative Artengruppen, darunter Heuschrecken, Tagfalter und Laufkäfer. 161 dieser Flächen befinden sich in konventionell bewirtschafteten Landschaften, in denen ein Großteil unserer Lebensmittel erzeugt wird. Zum Vergleich werden 30 Flächen in Naturschutzgebieten beprobt. Die Untersuchungen finden auf fest gelegten Stichprobenflächen statt, die vom statistischen Bundesamt gezogen wurden, um die typische Normallandschaft Baden-Württembergs abzubilden. Fachleute kartieren dazu Tagfalter und Heuschrecken auf Linientransekten, fangen Laufkäfer in Bodenfallen, locken Nachtfalter ans Licht und ermitteln die Insektenbiomasse mit Malaise-Fallen. Die Durchführung verlief bisher plangemäß auf Dreiviertel der Stichprobenflächen. Das noch ausstehende Drittel wird bis Ende 2021 kartiert sein.

Wiederholungskartierungen sollen künftig Aussagen zu Bestandstrends ermöglichen und Hinweise liefern, inwieweit umgesetzte Maßnahmen Wirkung zeigen.

Weiterführende Informationen: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/insektenmonitoring