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Tag des Waldes 2021 (13.9.21)

Rubrik:

Veranstaltungsnachlese

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Besucher*innen vor der Grillhütte beim Gottesdienst zum Tag des Waldes. Bürgermeister Jens Geiß mit der Waldkönigin von Baden-Württemberg. Forstbezirksleiter Philipp Schweigler bei einer geführten Exkursion mit Gästen.  Karlsruher Parforcehornbläser Markgraf von Baden Besucher*innen informieren sich an den Infotafeln.

Der Wettergott hat es zum 35. Tag des Waldes gut mit Oftersheim gemeint: Pünktlich zum ökumenischen Gottesdienst um 10 Uhr an der Grillhütte schob sich die Sonne durch den dichten Nebel und brachte wortwörtlich die Gesichter der Besucher zum Strahlen. Pfarrer Tobias Habicht und Diakon Michael Barth-Rabbel leiteten den Gottesdienst, während der katholische Kirchenchor die musikalische Komponente am vergangenen Sonntag lieferte.

Aufgrund der andauernden Corona-Pandemie konnte der "Tag des Waldes" nur in abgespeckter Variante stattfinden. Auf kulinarische Angebote vonseiten der Vereine, gemütliches Beisammensein sowie ein Kinderprogramm musste leider verzichtet werden. Dennoch blieb der zentrale Kern des Volksfests bestehen, nämlich den Menschen die wichtige Bedeutung des Waldes vor unserer Haustür nahe zu bringen.

Auf den Gottesdienst folgte eine Einlage der Karlsruher Parforcehornbläser Markgraf von Baden, woraufhin die Vereinskartellvorsitzende Silvia Höfs die Besucher an der Grillhütte offiziell zum "Tag des Waldes" begrüßte. Bürgermeister Jens Geiß erklärte anschließend die Entstehung des diesjährigen Mottos „Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“: „Nach den drei Dürrejahren 2018 bis 2020 ist es nicht gut um unseren Wald bestellt. Und auch, wenn in diesem Jahr wieder mehr Feuchtigkeit unser Wettergeschehen bestimmte, reicht das leider noch lange nicht aus, um die Schäden der letzten Jahre zu kompensieren.“

Der Wald verändere stets sein Gesicht, so Geiß. Dies komme einerseits durch geplante Veränderungen im Wald, wie die kontrollierte Landschaftspflege durch Ziegen und Esel. Andererseits verändere er sich durch den für alle spürbaren Klimawandel. Auch die Aufgaben der Forstarbeit seien daher anspruchsvoller geworden. „Unter den aktuellen klimatischen Voraussetzungen sind die Planungen der Forstwirtschaft extrem schwierig geworden. Binnen weniger Jahre müssen sich Förster auf die Aufgabe einstellen, bisher bewährte Waldbäume durch neue anpassungsfähigere Arten zu ergänzen.“

Letztlich können diese Aufgaben jedoch nur gemeinsam gelöst werden. Die Gemeinde, das Land Baden-Württemberg, der Bund als Waldbesitzer, die Forstverwaltung, die Jägerschaft, Naturschützer – wenn es um den Waldschutz geht, sei jeder Einzelne gefragt. „Denn unsere Wälder sind ein wertvolles Gut“, so der Rathauschef, der betonte, wie kostbar es sei, dass wir den Wald vor der Haustür zum Sporttreiben oder zum erholsamen Spaziergang nutzen können. Der Wald liefere uns aber auch den umweltfreundlichen, nachwachsenden Rohstoff Holz und biete unzähligen Pflanzen und Tieren einen oft letzten Zufluchtsort. Nur, wenn wir den Wald schützen, könne er den kommenden Generationen mitsamt seinen Reichtümern erhalten bleiben, führte Geiß weiter aus.

Hohen Besuch gab es von Johanna Eich, der amtierenden Waldkönigin von Baden-Württemberg. Die Studentin der Forstwirtschaft betonte in ihrer Rede die besondere Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion der Wälder. Darum sei es notwendig, den Wald als Ganzes zu sehen und achtsam mit ihm umzugehen. Bürgermeister Jens Geiß überreichte ihr anschließend ein Präsent der Gemeinde.

Landrat Stefan Dallinger drückte seine Bewunderung dafür aus, dass die Gemeinde Oftersheim mit dem "Tag des Waldes" bereits seit 1978 immer wieder den Wert des Waldes in den Mittelpunkt und damit ins Bewusstsein der Menschen rücke. Er führte zudem an, dass Wälder nicht nur ein wichtiger CO2-Speicher, sondern auch wichtiger Baustofflieferant seien und schloss damit an die Eingangsrede von Bürgermeister Geiß an.

Über die Gründe für den sich verändernden Wald referierte zuletzt auch Forstbezirksleiter Philipp Schweigler. Der Klimawandel zeige sich deutlicher denn je: „Gerade in unserem Wald waren die vergangenen drei Trockenjahre eine Zäsur.“ Laut Schweigler gebe es unterschiedliche Faktoren im Veränderungsprozess, den der Klimawandel bedinge: Das Waldbild verändere sich sehr schnell, was für die Bäume und ihre Ausbreitung ein Hindernis darstelle. Zudem geschehe die Veränderung sprunghaft und der Endpunkt dieser Entwicklung sei unklar, da Modelle unterschiedliche Szenarien prognostizieren. Neben dem Klimawandel stellen aber auch Schädlinge, die Verbreitung von fremden Pflanzenarten sowie die direkte menschliche Nutzung des Waldes zwei weitere Faktoren für das sich wandelnde Erscheinungsbilds des Hardtwalds dar.

Ein Blick in den Mittelmeerraum zeige, wie der einheimische Wald in Zukunft wohl aussehen könnte, so der Forstbezirksleiter. Er werde mit freistehenden Einzelbäumen, die insgesamt niedriger sind, lichter und geprägt sein von neuen Baumarten. Das Leitbild, das mit forstlichen Maßnahmen verfolgt wird, beschreibt er so: „Es gilt, den Wald in einen stabilen Zustand zu bringen, in dem er sich von selbst und mit wenig Input von uns verjüngt.“ Dafür sei beispielsweise auch die Bekämpfung konkurrierender Pflanzen wie der Kermesbeere eine waldbauliche Maßnahme. Zum Wohl des Waldes sei aber auch an der Wurzel des Problems anzusetzen: Entschieden gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Wie es um unseren Wald heute steht, wie er in Zukunft aussehen wird und wie er zukunftsfähig gemacht werden kann, darüber informierte das Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises die Besucher zusätzlich in einem Ausstellungszelt. Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und Dr. Jost Armbruster (RP Karlsruhe – Referat Naturschutz und Landschaftspflege) führten interessierte Bürger darüber hinaus mit zwei Exkursionen zum Thema Beweidung und Landschaftspflege durch den Hardtwald. Dabei gab es spannende Dinge zu lernen. So erklärte Schweigler etwa, dass der Mechanismus, der den Wald am meisten prägt, der Kampf der Pflanzen um das Sonnenlicht sei.