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Volkstrauertag 2014 (19.11.14)

Rubrik:

Veranstaltungsnachlese

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Gemeindeverwaltung

Ort:

Friedhof

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Volkstrauertag 2014 Volkstrauertag 2014 Volkstrauertag 2014

Mit dem Glockengeläut der Kirchen wurde die Gedenkfeier des diesjährigen Volkstrauertages eröffnet, zu der Bürgermeister Jens Geiß am vergangenen Sonntag, 16.11.2014, alle Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Friedhofshalle geladen hatte.

Nach einleitenden Worten der Begrüßung verdeutlichte das Ortsoberhaupt die Bedeutung des Volkstrauertages. Bürgermeister Geiß bedauerte, dass aus der Vergangenheit nicht gelernt wurde und auch heute noch Krieg und Terrorismus gegenwärtig sind. Dabei verdeutlichte er mit den Worten von Wilhelm von Humboldt „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ wie wichtig es vor allem für die junge Generation ist, sich der Vergangenheit bewusst zu sein und sich für den Frieden und die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die Beiträge des Musikvereins, unter der Leitung von Andreas Schnell, mit „Festlicher Hymnus“, „Näher mein Gott zu Dir“ und dem bekannten Stück „Ich hatt’ einen Kameraden“. Der Chor des Sängerbundes Liederkranz, geführt durch Fritz Kappenstein, sang die Lieder „Heilig, Heilig, Heilig“ und „Sei getreu“.

Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Schule gedachten der Opfer von Krieg und Terrorismus und brachten sich mit einem Fürbittengebet ein, dass sie mit ihrer Lehrerin, Frau Hillebrandt-May, einstudiert haben.

Im Anschluss an die Feierstunde fand durch Bürgermeister Geiß und Hauptamtsleiter Volpp die Kranzniederlegung am Ehrenmal statt. In stillem Gedenken hielten die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Ehrenwache.

An dieser Stelle sei nochmals allen Mitwirkenden zum Gelingen der diesjährigen Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages gedankt.

 

Ansprache von Bürgermeister Jens Geiß zum Volkstrauertag 2014

16.11.2014

Wie in jedem Jahr, wenn der Herbst die Blätter fallen lässt, wenn die Tage kurz und die Abende lang werden, gedenken wir in Deutschland der Toten. Zunächst derer, die uns noch nahe sind, der Toten, die uns erst kürzlich verlassen haben: Für die Älteren unter uns sind es die Eltern, doch für viele Jüngere dann auch die Großeltern oder gar Urgroßeltern, die sie noch erlebt haben. Am innigsten ist unser Gedenken immer, wenn wir die Toten noch gekannt haben und sie vermissen, weil sie durch ihr Leben ein Stück unseres Lebens geworden sind. Weil ihr Tod eine Lücke in unser Selbst gerissen hat, eine Lücke, die wir niemals schließen können. Die Zeit, das ist richtig, heilt die Schmerzen, aber auch sie kann nicht ausfüllen, was uns fehlt.

Wenn Soldaten toter Kameraden gedenken, dann hat das eine besondere Seite. Heer, Luftwaffe und Marine, sie bilden eine Gemeinschaft besonderer Art. Nicht so wie in einer Familie, wo man sich kennt und den Tod den Zurückgebliebenen einen Blick, eine vertraute Stimme, eine gewohnte Umarmung genommen hat. Es ist eine andere Gemeinschaft, die der Soldaten. Denn die gefallenen Kameraden hat der einzelne Soldat meinst nicht persönlich gekannt. Aber Soldaten wissen dennoch um ihre Gemeinschaft, um gemeinsame Aufgaben und Gefahren, durch die sie verbunden sind, auch wenn sie die Kameraden oder Kameradinnen im Heer, in der Luftwaffe, in der Marine niemals selbst gesehen oder gesprochen haben.

So gibt es immer ein gemeinsames Gedenken, und heute lenkt dieses unseren Blick nicht nur auf die Gefallenen und Verwundeten der beiden großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts. Auch in diesem Jahrhundert haben wir die Särge gefallener Kameraden zurückkehren sehen, bedeckt mit der ehrenvollen Fahne in den deutschen Farben. Krieg ist für uns zwar weiter weggerückt, aber die Welt ist nicht friedlicher geworden, wie wir etwa an den Auseinandersetzungen in der arabischen Welt erfahren. Gedenken wir in dieser Stunde zuallererst derjenigen Soldaten, die im Einsatz für den Frieden gefallen sind oder verwundet wurden. Aber auch den Angehörigen von Feuerwehr und Rotem Kreuz, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten. Unser Mitgefühl gilt ihren Familien, Kameraden und Freunden, die ihren Schmerz noch bis in unsere Stunde spüren.

Schwer ist es für unsere Gesellschaft heute, die wir so lange im Frieden gelebt haben und so wenige direkte Bedrohungen kennen, sich die Aufgabe und Opferbereitschaft der Soldaten und Soldatinnen in unserer Zeit klar zu machen. Doch es gibt kein Frieden, ohne die Bereitschaft, sich im Ernstfall gegen fremde Gewalt zu verteidigen. Die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr haben diese Aufgabe heute für uns alle übernommen. Es liegt an uns, dafür Dankbarkeit und Respekt zu zeigen. Und so ist auch heute ein Tag des Dankes an all diejenigen, die sich der harten und gefährlichen Gemeinschaft der Bundeswehr zur Verfügung gestellt haben. Dank auch dafür, dass die Bundeswehr immer bereitsteht, um in anderen, nicht kriegerischen Situationen, für unsere Sicherheit sorgt: ihre Einsätze, zum Beispiel bei Flutkatastrophen, sind uns in bester Erinnerung.

Schwer fällt uns heute das Gedenken für Millionen gefallener Soldaten der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Einhundert Jahre liegt nun der Beginn des Ersten Weltkrieges zurück, das Ende des Zweiten Weltkrieges bald 70 Jahre, ein ganzes Menschenalter also.

Die beiden Kriege sind Geschichte. Warum also noch immer dieses Gedenken, diese gemeinsame Stunde der Besinnung ?

Zwar sind viele Jahrzehnte vergangen, Jahrzehnte tiefer Einschnitte und dramatischer Veränderungen, aber die Nation, Deutschland, unser Vaterland, ist geblieben. Doch weil auch große Umbrüche stattfanden in diesem vergangenen Jahrhundert, weil der Zweite Weltkrieg nicht nur von Deutschland vom Zaun gebrochen wurde, sondern auch von so unvorstellbaren deutschen Verbrechen begleitet war, fällt es der Öffentlichkeit heute schwer, dennoch der Tapferkeit und des Mutes der toten Soldaten in Ehren zu gedenken.

Ich möchte Ihnen aber hier heute sagen, dass solche Bedenken unbegründet sind. Die weitaus größere Zahl der deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges war genauso ehrenhaft, genauso tapfer und genauso pflichbewusst wie die der anderen kriegsteilnehmenden Nationen.

Männer und Frauen wurden damals eingezogen. Die damalige deutsche Regierung bestrafte Kriegsdienstverweigerer mit dem Tode. Im Krieg selbst, an der Front, standen dann alle Soldaten wiederum in der Pflicht der Kameradschaft, und schließlich hatten sie auch das Gefühl, ihr Vaterland vor dem Eindringen der Kriegsgegner schützen zu sollen.

Niemand wird heute bestreiten, dass es keine gerechte Sache war, für die das Deutsche Reich 1939 den Krieg begann; und niemand wird auch die im Krieg begangenen Verbrechen leugnen. Aber macht das den Einsatz, macht das die Opfer und die Leiden des einzelnen Soldaten geringer? War es nicht oft so in der Geschichte, dass Soldaten von ihrer politischen Obrigkeit für eine ungerechte Sache in Krieg, Verwundung und Tod geschickt wurden? Und ehren wir diese Soldaten nicht dennoch?

Auch die deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges verdienen ein ehrendes Gedenken. Wir verneigen uns heute vor all denjenigen, die im guten Glauben an ihre Pflichten und Aufgaben ihr Leben oder ihre Gesundheit als tapfere Soldaten Deutschlands verloren haben. Und wir verneigen uns vor denen, die den Tod durch die Naziregierung erlitten, weil sie sich diesem ungerechten Krieg entziehen wollten oder gar als Widerstandskämpfer versuchten, wie die Offiziere des 20. Juli, dem Krieg ein Ende zu machen.

Was für Soldaten des Zweiten Weltkrieges gilt, das gilt auch für die des Ersten Weltkrieges. So gedenken wir heute auch dieser toten Soldaten in Ehren und mit Dankbarkeit für ihre tapfere Opferbereitschaft und beten, dass kein neuer Krieg und keine neue Katastrophe unser Land in Zukunft erschüttern möge.