Gedenken am Volkstrauertag

Im Vordergrund Peter Mark, Bürgermeister Pascal Seidel, Pfarrer Dr. Simon Layer, im Hintergrund Abordnungen der Feuerwehr und des DRK sowie Bürger*innen

Die Gemeindeverwaltung informiert

Im Rahmen des Volkstrauertags am 16. November 2025 wurde deutschlandweit der Kriegsopfer weltweit gedacht. In Oftersheim hatte Bürgermeister Pascal Seidel zum  Gedenken auf den Oftersheimer Friedhof eingeladen. Neben Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK waren wieder Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte, Ehrenbürger sowie Ehrenbriefinhaber der Einladung auf den Friedhof gefolgt. 
In der Trauerhalle trugen Schülerinnen und Schüler des Hebel-Gymnasiums Schwetzingen ihre Gedanken zum Thema Krieg vor. Darin äußerten sie auch ihre Sorgen bezüglich der aktuellen Entwicklung. Eine Verpflichtung zum Wehrdienst sahen sie kritisch, sie betonten, als junge Menschen nicht in den Krieg ziehen zu wollen.  Dann trugen sie neben Peter Mark vom örtlichen VdK das Totengedenken 
vor. Pfarrer Dr. Simon Layer von der Evangelischen Kirche setzte sich mit der deutschen Nationalhymne auseinander, die er mit zeitkritischen Anmerkungen versehen hatte. Musikalisch wurde die Veranstaltung vom Musikverein Oftersheim und dem Gesangverein Germania begleitet. 

Rede von Bürgermeister Pascal Seidel am Volkstrauertag, 16.11.2025
 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
 
herzlichen Dank, dass Sie zu dieser Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages gekommen sind.
In fast allen Gemeinden Deutschlands gedenken die Menschen heute den unzähligen Toten vergangener und aktueller Kriege und setzen ein Zeichen für den Frieden.
Besonders begrüßen möchte ich unsere Ehrenbürger Helmut Baust,  Walter Pfister und Janfried Patzschke, die Inhaber des Ehrenbriefes Jens Rüttinger, Werner Kerschgens und Herbert Gieser, sowie die anwesenden Mitglieder des Gemeinderates.                                                                                 
Ich möchte mich zu Beginn bei meinen Mitarbeitenden im Standes- und Friedhofsamt, Frau Haas, Frau Betz-Krupp und Herrn Munk, für die Vorbereitung des heutigen Gedenktages bedanken.
Vielen Dank an den Musikverein Oftersheim und den Gesangverein Germania für die musikalische Begleitung, sowie an unsere Freiwillige Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz, die heute jeweils eine Abordnung entsandt haben.
Vielen Dank an Sie, Herr Dr. Layer als Vertreter der Kirchen und Sie, Herr Mark als Vorsitzender des Sozialverbandes VdK Oftersheim für die noch folgenden Redebeiträge.
Ganz besonders freut es mich, dass wir im Vorfeld der heutigen Veranstaltung Schülerinnen und Schüler des Hebel-Gymnasiums für einen Beitrag zu diesem wichtigen Tag gewinnen konnten - Vielen Dank hierfür. Vielen Dank an Herrn Hupe als verantwortliche Lehrkraft.
 Meine Damen und Herren, wir sind heute hier zusammengekommen, am Volkstrauertag 2025, an einem Tag der Erinnerung – und der Mahnung. Wir gedenken der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. Wir gedenken der Soldaten, der Zivilisten, der Kinder, der Alten – aller, die durch Hass, Fanatismus oder Machtstreben ihr Leben verloren haben. Doch auch in diesem Jahr, in dieser Zeit, fällt das Gedenken besonders schwer. Denn die Bilder des Krieges kommen nicht mehr nur aus den Geschichtsbüchern. Sie sind seit einigen Jahren wieder Teil unserer Gegenwart. In der Ukraine tobt seit bald vier Jahren ein brutaler Angriffskrieg, der unzählige Leben fordert und ein ganzes Land in Schutt und Asche legt. Die ausgerufene Waffenruhe im Nahen Osten ist immer wieder brüchig. Und auch an vielen anderen Orten der Welt leiden Menschen unter Gewalt, Vertreibung und Angst. Für mich, geboren im Jahr 1982, aufgewachsen in einer Zeit des Friedens in Deutschland, war Krieg lange etwas, das „andere Generationen“ betroffen hat.
Unsere Eltern und Großeltern erzählten uns von Entbehrung, Flucht, Verlust – aber wir selbst durften in Sicherheit leben. Wir glaubten, Frieden in Europa sei selbstverständlich. Heute wissen wir: Das war ein Irrtum. Frieden ist nie selbstverständlich. Frieden ist Arbeit – jeden Tag, mit jedem Wort, mit jedem Kompromiss.
Der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass hinter jedem gefallenen Soldaten, hinter jeder zerstörten Stadt, hinter jedem Fluchtweg ein Mensch steht – ein Mensch mit Hoffnungen, Träumen, einer Familie. Wenn wir ihrer gedenken, dann dürfen wir nicht nur zurückschauen. Wir müssen auch nach vorn schauen. Wir, die Generation, die den Frieden geerbt hat, dürfen ihn nicht verspielen.
Wir müssen laut werden gegen Hass – ob auf der Straße, im Netz oder in der Politik. Wir müssen widersprechen, wenn andere Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe,  Religion, sexuellen Orientierung oder Meinung verächtlich gemacht werden.Wir müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen – für unsere Demokratie, für Menschlichkeit, für die Werte, die uns verbinden.Denn Erinnerung allein reicht nicht. Erinnerung muss Haltung werden. Gerade an einem Tag wie heute, an dem wir gemeinsam gedenken, sollten wir uns fragen:
Was lernen wir aus dem Leid der Vergangenheit – und aus dem Leid der Gegenwart? Wie verhindern wir, dass unsere Kinder und Enkelkinder eines Tages wieder hier stehen müssen, um der Opfer neuer Kriege zu gedenken?
Lasst uns gemeinsam die Antwort geben – nicht mit großen Worten, sondern mit unserem Handeln im Alltag:
Indem wir Brücken bauen statt Mauern.
Indem wir zuhören, statt zu verurteilen.
Indem wir für Frieden eintreten, wo immer wir Einfluss haben – in unserer Gemeinde, in unserem Land, in unseren Herzen.
Möge der heutige Gedenktag uns mahnen – und möge er uns stärken. Damit wir dem Frieden nicht nur gedenken, sondern ihn leben. Dies erfordert eine aktive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, eine Kultur des Dialogs und der Versöhnung sowie den bedingungslosen Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz.
Nie wieder“ – das soll unseren festen Willen zum Ausdruck bringen: nie wieder Angriffskrieg, nie wieder Unfreiheit, nie wieder Unrechtsregime. Nie wieder Völkermord. Freiheit und Demokratie sind es wert, geschützt zu werden. Bei uns, bei unseren Nachbarn und überall auf der Welt.
Totengedenken
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind.
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.