HINWEIS:
Diese Mitteilung ist bereits älter als ein Jahr und daher möglicherweise nicht mehr gültig.

„Die Holzweiber sorgen für Anmachholz“ und Stumpen und Reisig heizen ein“ (2.8.07)

Rubrik:

Festzug

Herausgeber:

Gemeinde Oftersheim - Festausschuss

 

„Die Holzweiber sorgen für Anmachholz“ und Stumpen und Reisig heizen ein“

 

Holz war seit ältesten Zeiten bis weit in das 19. Jahrhundert das fast einzige Feuerungsmittel für die Bevölkerung in Stadt und Land. Gemessen an der Gesamtholznutzung war Brennholz das weitaus wichtigste Holzsortiment. Ebenso herrschte in vorindustrieller Zeit ein hoher Brennholzbedarf bei den Aschenbrennern, bei Glashüttenbetrieben, im Berg- und Hüttenwesen und bei den Eisenhämmern. Damit hängt es zusammen, dass schon früh Betriebsformen wie der Mittel- und Niederwald entwickelt wurden, die hohen Brennholzanfall sicherstellten. Auch die Förderung von Buche und Hainbuche in ländlichen Gegenden beruhte auf der Wertschätzung des Brennholzes. Im einzelnen Haushalt wurden oft sehr große Brennholzmengen benötigt, so etwa bei 8 Heizmonaten bis zu 30 rm. Dabei ist zu bedenken, dass die Brennkraftnutzung von Öfen und Herden lange Zeit sehr gering war. Am Brennholz wurde im Haushalt auch nicht gespart, zumal nach damaliger Auffassung das Herdfeuer nie ausgehen sollte. Bedenkt man die Badefreudigkeit des Mittelalters, so muss der Brennholzverbrauch mittelalterlicher Städte sehr hoch gewesen sein. Dazu kamen bedeutende Brennholzmengen für Deputatholz der Beamten und die Beheizung von Schlössern. Ungeheuere Mengen wurden für Truppeneinquartierung im Winter benötigt. Besonders in unserer näheren Umgebung forderte die französische Eroberungs- und Vernichtungspolitik immer die Präsenz starker Reichstruppenverbände zum Schutz der Kurpfalz und der angrenzenden Gebiete. Im Einzugsbereich der Großstädte war der Wald im 18. Jahrhundert total ausgeplündert, so dass Forstordnungen erlassen wurden, die die langfristige Brennholzversorgung sicherstellten. Der Brennholzmangel in Großstädten führte im 18. Jahrhundert zur Förderung der Flößerei. Aber auch im Zeichen einer planmäßigen Forstwirtschaft war bis im 19. Jahrhundert das technische Betriebsziel die Brennholzerzeugung. Durch den Bau der Eisenbahn und dem damit verbundenen Gebrauch der Steinkohle als Heizmaterial in den Großstädten sank der Brennholzbedarf. Die Bewirtschaftungsform des Mittel- und Niederwaldes fand ein langsames Ende.
 
Zum Dorfbild unserer Heimatgemeinde gehörte jahrhundertelang, dass an Holztagen den sogenannten „Lesetagen“, Männer und Frauen mit Schubkarren und Leiterwagen von allen Waldwegen Brennholz in Richtung Oftersheim beförderten.

 

Die Könige unter den Brennholzsammlern waren aber die Stumpengraber. Der Wagen wurde hoch mit Stumpenholz beladen und es war der Stolz der Oftersheimer Hausväter, wenn vor dem Haus ein großer Stapel Stumpen-Kienholz saß. Als im 18. Jahrhundert die Handfröner aus Oftersheim mit anderen Bewohnern der Hardtgemeinden im Herrschaftswald zusammen arbeiteten, fiel diesen auf, dass die Oftersheimer einen angeborenen Hang zum Graben der Forlenstumpen hatten. So wurden die Oftersheimer die „Kienholzknorre“ genannt. Die Oftersheimer karrten die Kienholzspäne bis Ende des 19. Jahrhunderts auf die Märkte in Mannheim, Heidelberg und Schwetzingen. Sie waren als Anfeuerholz und Lichtspsäne sehr begehrt. Die Oftersheimer hatten so dafür gesorgt, dass in der näheren Umgebung Licht angezündet werden konnte. Die älteren Frauen sammelten die „Forleputzel“ auf den Waldwegen und verdienten sich durch den Verkauf dieses Anfeuerungsmaterials einige Groschen. Waren durchweg die armen Leute des Dorfes die von diesem uralten Recht (seit dem 15. Jahrhundert) auf das abhängige Holz des Waldes eifrig Gebrauch machten. Seit 1932 ist das Holzsammeln und Stumpengraben per Forstgesetz abgeschafft. Es gibt keine Holzlesetage mehr und die „Holzweiber“ sind heute ausgestorben.